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Für Sie am Telefon

Leser-Service der Kölnischen RundschauAuswahl (pdf, 366 kB)

„Ich hab' da mal 'ne Frage.“ – „Sind Sie der Onkel am Telefon?“ – „Darf ich mal an Ihrem Gehirn lecken?“ So oder ähnlich bginnen die meisten Telefongespräche mit dem Rundschau-Leser-Service „Für Sie am Telefon“. „Wie schwer ist der Kölner Dom?“ Der Kölner Dom wiegt 120 000 Tonnen ohne Fundamente. – „Wozu gibt die Post eine 33-Pfennig-Briefmarke heraus?“ 33 Pfennig beträgt das Porto für Standardmassendrucksachen. - „Woher hat der Freitag seinen Namen?“ Das Wort Freitag leitet sich von der germanischen Liebesgöttin Freyja her, der Mutter von Zius (Dienstag) und Donar (Donnerstag).

Leser fragen, die Rundschau antwortet. „Für Sie am Telefon“ hilft bei Fragen aller Art. Ausgenommen sind nur medizinische und juristische Auskünfte. Vor allem möchte „Für Sie am Telefon“ Rundschau-Leser miteinander und mit ihrer Zeitung ins Gespräch bringen.

Ein Großvater ruft an. Er will seinem Enkel zum zwölften Geburtstag einen Hubschrauberrundflug über Köln schenken und weiß nicht, woher er den Hubschrauber nehmen soll. Es meldet sich ein Schüler, der einen Aufsatz über den Adventskranz schreiben soll und keine Informationen finden kann. Ein Lehrer bittet um Hilfe: Er kann drei von zwanzig Quizfragen, die ihm seine Klasse gestellt hat, nicht lösen und will sich am nächsten Tag nicht blamieren. – Die Rundschau hilft. Manchmal muß es schnell gehen. Ein Kölner Wirt hat mit einem Gast um die Zeche gewettet, daß das Meer nirgendwo tiefer ist als im Marianengraben westlich der Philippinen. Er möchte sein Wissen von der Rundschau bestätigt haben. Pech für den Gast, denn der Wirt hat recht.

Bisweilen kommen die Fragen von weit her. Aus Seoul schreibt ein sechzehnjähriges koreanisches Mädchen, daß sie über die Rundschau für sich und ihre Klassenkameradinnen deutsche Brieffreunde sucht. Die Rundschau veröffentlicht die Adresse des Mädchens. Aus New York kommt ein Anruf. „Ist es wahr, daß mein Schwager bei einem Raubüberfall in Köln ermordert worden ist?“ Die Rundschau bestätigt die schlimme Nachricht und schickt Kopien der Pressemeldungen zum Überfall nach New York. Eine schlechte Nachricht geht auch in die Sowjetunion: Ein Bürger aus Nowgorod hatte als Kriegsgefangener in einem Kölner Betrieb arbeiten müssen. Dabei verliebte er sich in eine Angestellte des Hauses. Nun möchte er wissen, was heute, 45 Jahre später, aus der Frau geworden ist. Die Rundschau setzt sich für ihn mit dem Personalbüro der Firma in Verbindung. „Ja, die hat dann geheiratet und hieß ... “ Die Rundschau forscht weiter. Schließlich findet sich ein Verwandter der früheren Sekretärin. „... ist vor drei Jahren verstorben.“ Ein Kölner Lehrer, der die Bitte des Russen aus Nowgorod an die Rundschau vermittelt hat, gibt die Todesnachricht weiter.

Die meisten Fragen kommen jedoch aus Köln. Oft muß Adam Wredes „Neuer Kölnischer Sprachschatz“ aus der Rundschau-Bibliothek geholt werden, wenn Leser die Bedeutung eines kölnischen Wortes oder einer Redensart wissen möchten. Viele Anrufer suchen Texte von Gedichten, die sie noch aus ihrer Schulzeit kennen. Die Rundschau hält deshalb eine ganze Sammlung alter Lesebücher bereit. Eindeutiger Spitzenreiter bei Gedichtwünschen ist Friedrich Halms „Glöcklein von Innisfare“.

Nach dem Motto „dumme Fragen gibt es nicht“ erreicht auch manch kuriose Frage den Rundschau-Service. „Warum ist die Banane krumm?“möchte jemand wissen. „Der Onkel am Telefon“ holt sich die gewünschte Auskunft beim Münchener Bananeninformationsdienst. „Die Bananen wachsen zuerst aufgrund der Schwerkraft gerade nach unten. Sobald die Blütenblätter abfallen, biegen sich die Bananenfinger durch ein Wachstumshormon innerhalb weniger Tage der Sonne entgegen. Dabei werden sie krumm.“

„Wie züchtet man Mehlwürmer“ fragt ein anderer Leser. Er möchte damit eine verletzte Wildente füttern, die er bei sich aufgenommen hat. Die Würmer zu kaufen, ist ihm auf Dauer zu teuer. Die Rundschau gibt ihm die gewüschte Auskunft. „Sind Sie der schlaue Mann, der alles weiß?“ beginnt ein Anrufer sein Telefonat mit dem Rundschau-Recherchedienst. Natürlich ist der „Onkel am Telefon“ kein Allround-Experte. Seine Aufgabe ist es, zu wissen, in welchem Buch die gewünschte Information steht, welches Archiv zuständig ist oder wo ein Fachmann zu erreichen ist. Neben dem Redaktionsarchiv und der Hausbibliothek nutzt „Für Sie am Telefon“ die Archive von Behörden, Verbänden und Presseagenturen. „Für Sie am Telefon“ interviewt Professoren der Kölner Universität und holt sich bei der Kölsch-Akademie Rat.

Eine Hausfrau ruft an: „Ich habe zwei Kristallschüsseln ineinandergestellt und kriege sie nicht mehr auseinander.“ Der Mann am Telefon verspricht, zwei Stunden später zurückzurufen. Als auch die Redaktionkollegen keinen Rat wissen, nimmt er Kontakt mit Lehrern einer Hauswirtschaftsschule auf. Die Lehrer einigen sich schnell: „Man stelle die Schüsseln in warmes Wasser und gieße in die obere kaltes Wasser.“ Zwei Stunden später probiert die Anruferin den Tip aus. Die Schüsseln lassen sich problemlos trennen.

Immer wieder zeigen Reaktionen auf veröffentlichte Antworten, daß die Rubrik auch für Diskussionstoff sorgt. So kommt es zu einer Flut von Anrufen, als die Rundschau schreibt, daß die Ozon-Absonderung von Kopiergeräten gesundheitsschädlich ist. Steht ein Kopierer in einem kleinen, schlecht belüfteten Raum, kann es schnell zu Reizungen der Augen und der Atemwege kommen. Angestellte rufen an. Sie wollen die Meldung noch einmal bestätigt haben, bevor sie zu ihrem Chef gehen. Und Bürochefs möchten wissen, wo sie den Kopierer nun am besten hinstellen sollen. So hilft die Rubrik „Für Sie am Telefon“ eine wesentliche Aufgabe der Zeitung zu erfüllen: Sie informiert, vermittelt Wissen und bringt Menschen miteinander ins Gespräch. Darüber hinaus bietet die Rubrik den Rundschau-Lesern einen Zugang zu den vielfältigen Recherchemöglichkeiten der Presse. Jeden Werktag zwischen 10 und 17 Uhr beantwortet „Für Sie am Telefon“ Leserfragen. Wann rufen Sie uns an?

Peter Mösgen, 24. Mai 1991

 
Aus der Reihe „Für Sie am Telefon“: fuersie.pdf, 366 kB

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 © Peter Mösgen Peter Mösgen 17. November 2001